Obschon Walliser LGBTIQ-Menschen in ihrem Alltag noch immer auf beruflicher, schulischer, familiärer und gesellschaftlicher Ebene mit spezifischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, will mit der Kampagne 2024 ihr Leben und Erlebtes auf Plakaten positiv illustriert werden.
In fünf unterschiedlichen Kontexten – «wohl in meiner Stadt», «wohl in meiner Familie», «wohl in meiner Funktion», «wohl auf der Bühne» und «wohl in meiner Schule» –, ergänzt durch den Slogan «wohl im Wallis», wird ein inklusives Klima gezeigt und an das Engagement des Kantons Wallis gegen LGBTIQ-Diskriminierung erinnert. Nach einer Teasing-Phase, die am 13. Mai gestartet ist, werden die vollständigen Botschaften vom 20. Mai bis 2. Juni 2024 auf Plakaten an Strassenrändern, an bestimmten Bahnhöfen und in einigen Einkaufszentren zu sehen sein. Auch an der Pride in Martinach im Juli werden die Plakate gezeigt werden.
Bilanz des kantonalen Plans
Anfang 2022 stellte der Kanton Wallis seinen Aktionsplan zur Bekämpfung von LGBTIQ-Diskriminierung vor. Über präzise Massnahmen für eine bessere Berücksichtigung von LGBTIQ-Menschen wurde mit diesem Aktionsplan ein erster Rahmen geschaffen, um diese Thematik im Kanton Wallis anzugehen. Zwei Jahre nach seiner Lancierung kann eine positive Bilanz gezogen werden.
Seit September 2022 wird im französischsprachigen Kantonsteil eine Beratung für LGBTIQ-Menschen angeboten, die soziale Begleitung benötigen. 2023 wurden 53 Beratungen durchgeführt, bei denen es vor allem um Themen wie psychische Gesundheit, Geschlechtsidentität und Migration ging. Seit Juli 2023 wird im Oberwallis eine Beratung nach demselben Modell angeboten, die von 13 LGBTIQ-Menschen oder Angehörigen in Anspruch genommen wurde. Fünf dieser Personen waren Minderjährige in Begleitung ihrer Eltern.
An zwei kantonalen Sensibilisierungs- und Schulungsveranstaltungen für die beruflichen Netzwerke haben jeweils über 120 Personen teilgenommen. 2022 ging es bei diesem jährlichen Treffen um die Betreuung von LGBTIQ-Menschen im Sozial-, Gesundheits- und Erziehungswesen, 2023 um ihre medizinische Versorgung. Parallel dazu werden durch vermehrte Weiterbildungen die Kompetenzen von Fachpersonen für eine spezifische Betreuung von LGBTIQ-Menschen erweitert.
Die Massnahmen in der Schule und im Bildungsbereich umfassen insbesondere die Integration und seit August 2023 eine spezifische Schulstunde zur Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler der 9OS für Diskriminierungsmechanismen und für die eigene Identitätsfindung.
Strategie 2035
Diese Massnahmen sind zu fest verankerten Leistungen geworden, deren Nutzen sich bereits zeigt. Trotz aller Fortschritte haben LGBTIQ-Menschen aber noch immer mit Schwierigkeiten auf beruflicher, schulischer, familiärer und gesellschaftlicher Ebene zu kämpfen. Um weiterhin gezielte Massnahmen entwickeln zu können, will der Kanton eine auf weite Sicht angelegte kantonale Strategie einführen und eine öffentliche Politik gegen LGBTIQ-Diskriminierung schaffen, wobei die betroffenen kantonalen Dienststellen und die im LGBTIQ-Bereich tätigen Vereine miteinbezogen werden. Hierzu wurde ein interdepartementales Redaktionskomitee, bestehend aus öffentlichen und institutionellen Partnern sowie Vereinen, ernannt. Es soll Anfang 2025 den Entwurf einer kantonalen Strategie vorlegen. Das ist die erste kantonale Strategie, die in einer partizipativen Dynamik erarbeitet wird.
Veröffentlicht am 17. Mai 2024