Gewinnung und Schulung
Um eine echte Chance auf eine Wahl zu haben, müssen die Kandidatinnen mindestens zwei Jahre vor der Wahl für ein Mandat gewonnen und daraufhin geschult werden. Nur so können sie ihren Bekanntheitsgrad steigern. Es liegt also an den Parteien, aktiv und vor allem frühzeitig nach potenziellen Kandidatinnen zu suchen.
Danach müssen sie dafür sorgen, dass die Kompetenzen dieser Kandidatinnen verstärkt werden, indem ihnen beispielsweise Kurse angeboten werden, um zu lernen, sich zu behaupten, in der Öffentlichkeit das Wort zu ergreifen und zu reden oder die Social Media zu nutzen. Auf diese Weise werden die Frauen das nötige Know-how erwerben, um sich in der Öffentlichkeit und in den Medien zu präsentieren.
Die Parteien müssen den Kandidatinnen auch dabei helfen, mit den politischen Spielregeln vertraut zu werden, indem sie in die Parteivorstände, in Kommissionen usw. eingebunden werden. Ausserdem müssen sie den Kandidatinnen dabei helfen, sich die Netzwerke zunutze zu machen, die ihnen Glaubwürdigkeit verleihen und ihnen die Türen zu wichtigen Veranstaltungen und einflussreichen Kreisen öffnen. Neuen Kandidatinnen ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Es gibt verschiedene Projekte, die konkrete Ratschläge zur Unterstützung der Kandidatinnen geben. So bereitet das Projekt Helvetia ruft! die Frauen über Ratschläge, Workshops und Coachings auf ein politisches Mandat vor. Das Projekt PROMO Femina seinerseits hat über 120 Massnahmen entwickelt, um den Frauen die Tür zu politischen Ämtern zu öffnen.
Ausarbeitung der Listen und Listenstruktur
Die Reihenfolge, in der die Kandidatinnen und Kandidaten auf einer Liste aufgeführt sind, kann einen Einfluss auf ihre Wahlchancen haben. Daher ist es wichtig, dass die Parteien gut darauf achten, wie sie ihre Listen erstellen. Die Frauen müssen den Männern gleichgestellt werden, damit sie auf den Listen Plätze mit guten Wahlchancen erhalten.
Medienpräsenz und Öffentlichkeit
Die Parteien (gleich wie die Medien) müssen darauf achten, dass die Kandidatinnen bei Veranstaltungen und Debatten in den Medien gut vertreten sind, damit sie sich zu allen Themen äussern können – ohne Ausnahme. Die Kandidatinnen sollen an Parteiversammlungen, öffentlichen Veranstaltungen oder Medienanlässen mindestens die Hälfte der Parteimitglieder ausmachen.
Unterstützung auf verschiedenen Ebenen
All die oben genannten Elemente können nur ausgebaut werden, wenn die Parteien den Kandidatinnen während ihrer Wahlkampagne den Rücken stärken und sie mit Ideen, aber auch persönlich und finanziell unterstützen. Die Schwierigkeiten beim Zusammenspiel von Beruf, Familie und Politik sind nicht zu unterschätzen. Organisatorische Unterstützung trägt ebenfalls zum Erfolg bei: Die Kandidatinnen müssen unterstützt werden, um ihre Auftritte in der Öffentlichkeit vorbereiten und ihre Texte durchlesen zu können. Sie müssen auf ihrer Anreise begleitet werden und nach ihren Auftritten muss ihnen jemand ein Feedback geben. Sie brauchen Hilfe, um eine Agenda und einen Zeitplan mit ihren Verpflichtungen zu führen, um ihre Teilnahme an Medienorientierungen oder an Ständen zu organisieren. Diese öffentliche Unterstützung soll nicht nur von den Frauen, sondern auch von den Männern der Partei kommen.
Es liegt in der Verantwortung der Parteien darauf zu beharren, wie wichtig eine ausgeglichene Geschlechtervertretung unter den Gewählten ist, damit sowohl Frauen als auch Männer für die Interessen des Volkes eintreten können, ohne dass eines der beiden Geschlechter in der deutlichen Minderheit ist.
Anlehnung an die Broschüre Frauen in der Politik. Gemeindewahlen 2016 – Kantonale Wahlen 2017
Veröffentlicht am 6. März 2024